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Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen


Haben Sie ein Atelier, das man besuchen kann?
Nein. Noch nicht. Derzeit ist es so, dass mein ganzer Wohnort quasi Atelier und Werkstatt ist… Außerdem baue ich an verschiedenen Orten, besonders die großen Dinge, am liebsten gleich an Ort und Stelle… Aber ich plane ein Spunk-Kunst-Labor an der Ostsee-Küste, das man dann auch besuchen kommen kann.

 

Haben Sie die Filme für die Märchenmaschine alle selbst gemalt?
Ja. Bis auf einen. Den hat eine Freundin eines Freundes eines Freundes gemalt und geschworen, dass sie das nie wieder tun wird.  Solch einen Film herzustellen, ist eine sehr schöne und aufregende, aber auch sehr langwierige Arbeit und quasi nicht bezahlbar. Da traf es sich ganz gut, dass ich schon immer den heimlichen Wunsch hatte Kinderbuchillustratorin zu werden, und es fortan selbst übernehmen konnte.

An welchem Theater spielen Sie sonst?
An keinem Theater. Ich bin mit Leib und Seele Straßenkünstlerin. Ich liebe es, die Reaktionen der Menschen pur zu bekommen. Ich liebe es, wenn sich ihre Gesichter aufhellen und ich sehen kann, wie sie für einen Moment lang verzaubert sind. Ich liebe es, Erfolg zu haben und ihn zu spüren.

Der Glanz in den Augen, das Lächeln, der Dank ist das Öl für meinen Motor. Ich brauche auch das Raue, das mich immer wieder antreibt. Und: ich muss frei sein. Ich vertrage Hierarchie - egal welcher Art – nicht.

Klar, träume ich davon, eines Tages die Prinzipalin eines kleinen besonderen Theaters zu sein – aber derzeit sieht es so aus, dass ich irgendwas wie irre jobben gehen müsste, um mir meine Art von Theater erschaffen zu können. Und so soll mein Leben nicht sein. Also: geh ich auf die Straße mit so allerlei. Dorthin, wo die Menschen sind.

In welchem Stück kann man sie noch sehen?
Hin und wieder arbeite ich gemeinsam mit den Männern vom Straßenkunstunternehmen accendo zum Beispiel fürs Krimitheater oder für Sommertheateraufführungen.


 
Und: ganz wichtig: gemeinsam mit dem Regisseur Jörg Schröder erarbeite ich seit Jahren sinnlich-abenteuerliche Life-Rollenspiel-Inszenierungen oder wir übernehmen theatrale Parts innerhalb von großen Kultr&Kunst-Events für Kinder und deren Begleiter, die folgenden Prinzipien folgen:

1.       spielend Bildung genießen
2.       spielend Leben lernen
3.       phantasievolle und spannende Inszenierung

Die Kinder lernen so unglaublich viel dabei und merken es gar nicht, weil sie in der Geschichte so fasziniert umhergehen – das ist einfach toll! Diese Events sind eine besondere Form von Edutainment und sie finden derzeit noch vor allem im FEZ (www.fez-berlin.de) in Berlin statt, einem Haus, das so groß ist wie ein Dorf - das größte Veranstaltungshaus in Europa, so weit ich weiß - und das eine ideale Spielwiese für kreative und innovative Ideen sein kann.

Was treibt Sie?
Ich habe eine Mission. Ich bin im Namen der Phantasie unterwegs. Im Namen der Phantasie, der Schönheit und im Namen der Lebensfreude. Und außerdem möchte ich der Welt durch meine Arbeit weder etwas Sinnloses noch etwas Hässliches hinzufügen.

Und wie passt die Riesenspinne zu dieser Aussage?
Gut, finde ich. Spinnen sind fantastische Tiere. Sie sind nicht nur nützlich – was immer so gesagt wird, damit sie nicht alle tot gemacht werden, sondern auch eine überaus faszinierende Konstruktion der Evolution.

Wissen Sie, auf meinen Spaziergängen durch die Zeiten und die Räume entdecke ich oft Dinge, Wesen oder Mythen, die in schlechte Gesellschaft, üble Nachrede oder in Vergessenheit geraten sind. Sie inspirieren mich zu Objekten, die ich vor allem für Kinder und junge Leute in die heutige Welt gebe – zum Anfassen, zum Spielen, zum Bewundern, zum Nachdenken.

Kann man Ihnen so einen Fisch oder den Babydrachen abkaufen?
Nein. Die Fische gehören zum 8. Weltmeer und der Drache Leander zur Elfe Luna und zum melancholischen Einhorn Leonardo. Aber – Sie können mich um den Bau einer derartigen Plastik, die dann zu Ihnen gehört, bitten.

Planen Sie eine Ausstellung?
Ja. Kurz vorm Ende meiner Spielzeit werde ich das machen.

Sind Ihre Figuren aus Pappmaché?
Ja. Auch. Und aus einigen geheimen Schichten Unverwüstlichkeit. Denn es spielen ja hunderte von Menschen damit.

Sind Ihre Plastiken nicht viel zu schade zum Spielen? Ist das nicht wie Perlen vor die …?
Es ist schwierig, – ja. Und nein. Ich stehe für das Besondere, das Wertvolle und das Einmalige. Und ich wollte Kinder aus dem Umgang mit dem Kunstvollen und dem Schönen und Fragilen nicht ausschließen. Ich selbst liebe es, überrascht zu werden und überrasche gerne.

Ausgehend von der Erkenntnis der Gehirnforschung (die nun wissenschaftlich bestätigen kann, was Viele schon lange wissen), dass der Aufbau des Gehirns und seine Bereitschaft kreativ und innovativ zu arbeiten, wesentlich von der Qualität des sinnlichen Inputs bei Kindern abhängt – und dass man mit der Bildung von Synapsen am Anfang anfangen sollte, weil es sich später schlecht auf verdorrtem Boden pflanzt – habe ich mir überlegt, wie das auf der Straße und überhaupt in meinem Einflussbereich gehen kann.

Positiv Erfahrungen vermitteln, über Freude und Begeisterung – das ist mein Thema. Dabei bleiben Konfrontationen nicht aus. Vor allem mit der Sorte Kinderbegleiter, die keine Zeit in ihrer Freizeit haben. Die zerren die Kinder vom Straßenkunstspielplatz weg, weil sie ahnen, dass es länger dauern könnte und sie stöhnen ungeniert, wenn sie erfahren, dass das Erschaffen eines eigenen Werkes mehr als 5 Minuten in Anspruch nimmt.

Aber ich liebe meine Arbeit – und das spüren die Kinder. Sie sind angezogen von meinen Spielen und den Werkstätten und lassen sich gern verzaubern. Und sie akzeptieren fast immer die Regeln dieser Zauberwelt. Und wer sie nicht akzeptieren will, kann ja gehen. Das steht jedem frei. Auch das vermittle ich deutlich.

Und – ja – natürlich wollen Kinder alles anfassen. Aber das heißt ja nicht, dass sie es auch müssen. Und schon gar nicht, dass sie ihr kleines Kratz-, Eintret-, Aufmach-, Pul- und Abreißwerk ungehindert von ihren Eltern an meinen Dingen vollbringen dürfen. Aber genau das kommt immer wieder vor.

Und ich habe bis heute nicht herausgefunden, ob es dieser Sorte Kinderbegleiter einfach egal ist, was ihr Nachwuchs mit den Dingen anderer Leute anstellt, oder ob sie per se erwarten, dass ein Fremder ihren Kindern die Grenzen zeigen soll …

Ich gestehe: Eltern und andere Kinderbegleiter die sehen können, dass die Requisiten von Zabellas Zeug sich von einem Kleinkinderklettergerüst und Boxsack unterscheiden, die die Gelegenheit des Zusammentreffens mit mir nutzen, um ihren Kindern etwas von Eigenem und Fremdem, Vorsicht und Respekt und Behutsamkeit zu erzählen, sind mir sehr angenehm.

Was genau ist Zabellas Zeug?
Kurz zusammengefasst in pädagogischer Sprache:

Ein Straßenkunstspielplatz mit alten wunderbaren Straßenspielen, die die Feinmotorik fördern, mit Werkstätten, die Erfolg bringen und die Kreativität fördern und mit Vorführungen, die die Phantasie fördern.

Alles ist einmalig, hat eine besondere Aura und hebt alles Tun aus der Beliebigkeit. Ich wollte einen Ort bereiten, der gut ist, für das Entdecken des Eigenen. Einen Ort, an dem der Spaß und der Erfindungsreichtum ihren Platz haben.

Ich habe mich schon als Kind immer nach den schönen Orten gesehnt, die es auch damals nur in Filmen und Buchillustrationen gab. Etwas geheimnisvoll, verführerisch und wie aus einer anderen Welt. Ungewöhnlich, konträr zu allem, was herrscht, ein Ort, der wie ein Geschenk ist, das unverhofft kommt.

Was in meiner Macht stand, habe ich getan, um eine Variante eines solchen Ortes zu erschaffen. Und er taucht dort auf, wohin er gerufen wird. Natürlich gegen ein angemessenes Salär, denn bisher ist es auch uns noch nicht gelungen von Luft und Liebe zu leben.

Sind Ihre Spiele für Erwachsene oder für Kinder?
Madame et Monsieur – das liegt nicht fest, sondern in Ihrem eigenen Ermessen.

Das ist erstaunlich, dass die Kinder da so lange dran bleiben… obwohl das ja nicht so einfach ist, nicht?
Nun ja. Die Spiele folgen einem einfachen Prinzip: Einfache Regeln, phantasievolle und liebevolle Ausstattung und Herausforderung der Geschicklichkeit.

Und das nehmen die Kinder einfach gerne an. (Und viele Erwachsene übrigens auch.) Die Werkstätten arbeiten nach dem einfachen Prinzip des Anschlusses an die eigene Phantasie. Ohne Vorbilder. Ohne Modelle. Sie fordern und fördern die Kreativität, in dem sie ohne Fertigeile arbeiten. Alles, was ein Kind sich bauen möchte, muss aus dem vorhandenen Material (Zeug) erschaffen werden.

(Aber ja – ich hab natürlich auch immer Zeug für Schnurrpfeifereien in Pink und Glitzer dabei.)

Die Werkstattchefinnen sind eine Art Reisebegleiter für die Kinder zur Umsetzung ihrer eigenen Wünsche. Sie eröffnen Möglichkeiten und helfen, wenn die Dinge zu kompliziert werden. Es gibt keinen Vergleich mit, kein Nachäffen der Arbeit eines Profis.

Und insofern die Begleiter der Kinder den Kindern Zeit geben, entstehen zauberhafte Werke, die kein Mensch vorher je gesehen hat. Das Erschaffen selbst wird in eine Geschichte eingebettet, die Werke werden in der Welt begrüßt.

©jörg widmer

Die Kinder und oft auch ihre Leute sind einfach gefesselt von ihrem Werk, von ihrer Schöpfung. Das gilt nicht nur für den Puppenbau – nein, auch für die Riesenblumen oder die Geheimtagebücher und so weiter.

Bauen Sie alles allein?
Nein. Die jungen Frauen, die mit mir bei den Auftritten von Zabellas Zeug arbeiten, haben mir dabei geholfen.  Vor allem in der Anfangszeit. Da hatte ich ein richtiges Lager bei mir auf dem Hof – ich habe Formen geboren und verworfen, wilde Zeichnungen gemacht und gegrübelt, immer hat es geregnet – aber wir wollten es schaffen, die Idee von Zabellas Zeug Wirklichkeit werden zu lassen. Wir haben zusammen gegessen, getrunken, gebohrt, gewickelt und gemalt. Geholfen hat auch mein Nachbar Sven, der Rohre biegen und schweißen kann – und der tief in seinem Herzen ein Clown ist.

Ich werde einen Abend nie vergessen: Wir haben mehrere Wochen auf das Gauklerfest in Berlin hin gearbeitet. Die Zeit wurde knapp. Die 3 Wesen waren plastisch fertig, grundiert… sie standen da im Hof, in der Abenddämmerung… so weiß, so rein, so unberührt, so schön – ich konnte sie nicht bemalen.

Da ging ich ins Haus, holte ein Flasche Sekt, - lasst uns anstoßen. Feierabend. In diesem Sommer fahren sie noch nicht. Dann saßen wir bei den Wesen, ganz still wie sie und atmeten aus. Es würde eine andere Lösung für den Wesen(s)zug geben – und es gab ja dann auch eine.

Was war schief gegangen?
Nichts. Es ist nur so: Beim Bauen gibt es eine Eigenzeit desjenigen der baut, dann die Zeiten, die die Materialien benötigen und dann noch die des Gegenstandes. Die Zeiten der Materialien lernt man schnell einzuschätzen, der Rest bleibt ungewiss.

Wie sind Sie darauf gekommen, auf der Straße Puppen zu basteln?
Mit Verlaub: Puppen werden nicht gebastelt. Puppen werden gebaut!

Wie sind Sie darauf gekommen, auf der Straße Puppen zu bauen?
Ich fand heraus, dass das fehlte. Und ich hatte Recht. Ich habe inzwischen bestimmt über 1000 Puppen mit den Kindern und ihren Leuten gebaut – und keine sieht aus wie die andere.

Was ist denn der Unterschied zwischen basteln und bauen?
Zunächst einmal: Bastler sind glückliche Menschen. Sie erleben beim Basteln den Moment des Kairos und verlängern ihn auf wundersame Art – den Moment, der nur er selbst ist, nichts weiter. Keine Vergangenheit, keine Zukunft. Kein Drumherum. Es gibt nur die Konzentration auf das Tun und die Gewissheit vom richtigen Zeitpunkt.

Beim Basteln ist am Ende aus vielen, meist vorgeformten, Einzelteilen ein Ganzes entstanden, das der relativ festen Vorgabe hoffentlich entspricht. Und dieses Ganze ist dann ein Gegenstand, der oft verstaubt. Was nicht schlimm ist, denn das Tun ist das Entscheidende.

Quasi auch so beim Bauen von Puppen. Und doch gibt es einen Unterschied. Ihre Erschaffer erleben den gleichen glücklichen Moment, die Puppen hingegen bringen das Eigene zum Ausdruck. Sie entstehen aus Dingen, die bisher etwas anderes waren und aus einer eigenen Vision. Sie sind immer hundertprozentige Unikate, kreative Schöpfungen mit Charakter.

Man hat sich im Entstehungsprozess selbst so viele Fragen zu stellen und Antworten zu geben, Entscheidungen zu treffen – das vergisst man nicht mehr so schnell. Nun ja – und was so komplex ist, bezeichne ich lieber mit Bauen als mit Basteln, schon um den Vorgang und die Ergebnisse angemessen zu würdigen. Außerdem: haben Sie schon mal von einem Puppenbastler gehört?


Sind Sie ein Verein oder so etwas ähnliches?
Nein. Zabellas Zeug ist so etwas wie ein Nekton. Ein eigensinniges, gegen den Strom schwimmendes notwendiges Teil eines Systems.

Können Sie davon leben?
Nein. Diese Art von Arbeit kann man nicht alle Tage machen – und wir müssten sie alle Tage machen, um davon leben zu können. Es ist sogar so, dass ZZ nur 3 – 4 Mal  im Jahr auftaucht, dann allerdings auch immer gleich für mehrere Tage oder Wochen.

Denn erstens gibt es wahrhaftig nicht so viele Veranstalter, die mit uns diesen Weg gehen oder gehen würden und zweitens wollen wir tatsächlich nur so viel mit ZZ arbeiten, dass es uns noch Freude macht. Nur dann sind wir, sobald wir auf der Bildfläche erscheinen, auch wirklich gut und eben nicht irgendein beliebiges Angebot am Rande von Futter-, Trink-, Rumsteh- und Kauffesten. Nun ja und außerdem hat jede der Frauen noch eigene andere Projekte, die sie umsetzen will. Auch ich.

Wie lange machen Sie das schon?
Zabellas Zeug gibt es seit 2004. Verrückte Projekte / Prozesse in denen ich die großen und kleinen Leute zum Spielen verführe und in die Welt der Phantasie entführe, die Menschen um mich herum zum lustvollen Umgang mit ihrem Sein anstifte – schon viel länger. Manchmal denke ich, ich kam schon so auf die Welt. Auch wenn es zwischendurch mal so aussah, als hätte ich es vergessen.

"Wessen wir am meisten im Leben bedürfen, ist jemand, der uns dazu bringt, das zu tun, wozu wir fähig sind."

Ralph Waldo Emerson