(Textauszug)
Ich bin nicht immer bloß darauf aus,
was hab ich davon!

„Ich bin nicht immer bloß darauf aus, was hab ich davon! Ach, Geld. – Und das Wichtigste im Leben kann ich mir sowieso nicht kaufen. Glück. Gesundheit. Oder?”

Sie verfügt nicht über das, was man Geschäftstüchtigkeit nennt. Sie ist da eher ideal veranlagt.

Immer hat sie bereitwillig Dokumente, Erinnerungen und Erfahrungen aus ihrem langen Leben auf der Insel jedem zur Verfügung gestellt, der es brauchte – mal um Familien in ihrer Traditionssuche behilflich zu sein, mal um Geschichten über die Insel illustrieren zu können, mal um Arbeiten von Instituten oder Universitäten zu dem einen oder anderen Künstler zu unterstützen.

Sie verschenkt ihre Fotos an ihre vielen Besucher und gibt sie der Presse, die sie für Berichte über Hiddensee will. Sie denkt, dass ihre Sicht auf die Insel, dass die Einmaligkeit, das Schöne, nur überleben kann, wenn die Menschen sehen, wie es war, wie es ist, wie sie die Insel erlebt.

Das faszinierende Foto der Malerin Helene Herveling schmückt den Einband eines Buches und hat erheblich zu dessen Absatz beigetragen.

Sie verschenkt ihre Dinge und verbreitet ihr Lebenswerk an Leute, die es erfreut. Und sie erfreut sich an glücklichen Gesichtern.

Und ein bisschen räumt sie wohl auch auf. Eigentlich keine schlechte Idee es so zu machen.

Erinnerungen, Gefühle, Momente hängen an den Dingen wie ein kleiner Spinnenwebfaden und schaffen eine Verbindung von ihrem Leben zu dem anderen.

 

Ilse Ebel lebte und lebt nicht für ein Haus, für Autos, Lagergeld, Schmuck oder andere derartige Sachen. Ihr Lebensglück hat sie aus einem anderen Stoff gewebt, den man vielleicht mit dem Begriff >gesunde Welt< beschreiben kann. In ihr steckt die Vorstellung von einem Menschlichen, das sich nicht in Effizienz erschöpft.

Durch ihr Handeln hat sie immer versucht, ihre unmittelbaren Umstände so zu gestalten, dass sie in ihnen existieren kann und Menschen um sich zu haben, die in diese Welt passen und in deren Welt sie einen guten Platz hat. Einige nennen so etwas Egoismus. Andere sagen dazu Lebenskunst.

Portrait ©beate nelken, www.nelken.de


Materieller Besitz, Eigentum, ist ihr nicht viel wert. Viele der Möbel in ihrer Wohnung sind auf den Fotos mit ihren Eltern auch schon zu sehen. Das meiste davon, wie auch ihre Fayence aus Hiddenseer Ton – ein Stück aus der Porzellanfabrik der Familie Giese - und die Kunstwerke, die sie noch besitzt, ist zum Weitergeben reserviert. Ihre Schallplatten hat sie an eine junge Frau, die klassische Musik studiert und sich die Platten nicht hätte leisten können, verschenkt. Ebenso die meisten ihrer Kunstbände. An eine andere. Oft erfüllt sie jede an sie gerichtete Bitte in Bezug auf die  Verwendung ihrer Fotos gern und ohne irgendeine finanzielle Forderung.